Donnerstag, 21. Juli 2011

DIGGER, ALDER UND DIE INTERPUNKTION

Man kann es lustig finden, man kann sich darüber aufregen - nur ignorieren kann man es nicht: dass viele Jugendliche nicht mehr in der Lage sind, einen Satz ohne "Alder" oder "Digger" zu beenden. Wer darüber klagt, mag das tun, er muss sich jedoch darüber im Klaren sein, dass Lamentieren nichts nutzt. So ist das eben. Wird auch wieder weggehen - oder wir reden alle irgendwann so.
Linderung könnte ein Gedankenexperiment schaffen: Vielleicht ist das, was da gesprochen wird, gar keine niedere Sprache - sondern eine höher entwickelte. Eine, die aus Gründen der besseren Verständlichkeit in allzu lauten Umgebungen (Bus, Tankstelle, Schulhof) ihre Interpunktion mitspricht. "Digger" wäre ein Komma, "Alder" ein Punkt ("Diggeralder" folglich ein Semikolon), und "deine Mudder" stünde für das Ausrufezeichen.
Irgendwann werden vielleicht Bücher in dieser Sprache erscheinen, Neuauflagen von Klassikern, inklusive "Es irrt der Mensch Digger solang er strebt Alder" (Goethe), "Gott würfelt nicht deine Mudder" (Einstein). "Sein oder nicht sein Digger das ist hier die Frage Alder" (Shakespeare) und natürlich "Geben Sie Gedankenfreiheit Digger Sire deine Mudder" (Schiller).
Soll heißen: Es ist oft besser, sich blöde Gedanken zu machen, als über etwas zu klagen, das man nicht ändern kann. Sprache kommt und Sprache geht. Also: ruhig bleiben. Oder, wie Ravel sagte: "Die größte Kraft auf der Welt ist das Pianissimo Digger".


gefunden im Hamburger Abendblatt am 31.05.2011

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