Donnerstag, 1. September 2011

BAUERN BEI DER BUNDESWEHR

Liebe Mutter, lieber Vater,
mir geht's gut.
Ich hoffe euch, Annemarie, Klaus, Karl, Willi, Sigrid,
Peter und Hans auch. Sagt Karl und Willi das beim Bund sein, jede
Landarbeit um Längen schlägt, sie sollen sich schnell verpflichten,
bevor alle Plätze voll sind.
Zuerst war ich sehr unruhig weil man bis fast um 6 Uhr im Bett bleiben
muss, aber nun gefällt mir das mit dem lange Ausschlafen. Sagt Karl und
Willi man muss nur sein Bett richten und ein paar Sachen vor dem
Frühstück polieren. Keine Tiere füttern, kein Feuer machen, keinen
Stall sauber machen oder Holz hacken... praktisch gar nichts. Die
Männer muessen sich rasieren, aber das ist nicht so schlimm, es gibt
nämlich warmes Wasser.
Das Frühstück ist ein bisschen komisch, mit jeder Menge Saft, Getreide,
Eier, aber dafür fehlen Kartoffeln, Schinken, Steaks und das andere
normale Zeug völlig, aber sagt Karl und Willi man kann immer neben
irgendwelchen Städtern sitzen, die nur Kaffee trinken und das Essen von
denen mit deinem hält dann bis zum Mittag, wenn es wieder was zu essen gibt.
Es wundert mich nicht, das die Jungs aus der Stadt nicht weit laufen können.
Wir gehen viel auf "Überlandmärsche" von denen der Hauptfeld sagt, das
langes Laufen gut ist für die Abhärtung. Na ja, wenn er das glaubt, als
Rekrut kann ich da nichts gegen sagen. Ein "Überlandmarsch" ist
ungefähr so weit wie bei uns zum Postamt, aber wenn wir da sind, haben
die Städter wunde Füße und wir fahren alle im LKW zurück.
Die Landschaft ist schön aber ganz flach. Der Feldwebel ist wie unser
Lehrer. Er nörgelt immer. Der Hauptmann ist wie der Bürgermeister.
Majore und Oberste fahren viel in Autos und gucken komisch, aber sie
lassen einen völlig in Ruhe.
Das wird Karl und Willi umbringen vor Lachen:
Ich kriege Auszeichnungen für`s Schießen! Ich weiß nicht warum. Das
Schwarze ist viel größer als ein Rattenkopf und bewegt sich nicht mal
und es schießt auch nicht zurück, wie die Laubrunner Brüder mit dem
Luftgewehr.
Alles was du machen musst ist, dich bequem hinlegen und es treffen.
Man muss nicht mal seine eigenen Patronen machen. Die haben sie schon
fertig in Kisten.
Dann gibt's noch "Nahkampfausbildung". Du kannst mit den Städtern
ringen. Aber ich muss sehr vorsichtig sein, die gehen leicht kaputt.
Ist viel leichter als den Stier zu bändigen. Ich bin am besten darin,
außer gegen den Voller Sepp, der hat genau am gleichen Tag angefangen
wie ich, aber ich hab nur einmal gegen ihn gewonnen.
Das wird daran liegen, dass ich nur 1,70 mit meinen 65 Kilos bin und er
mit seinen 2 Metern und 120 Kilos ist halt schwieriger.
Vergesst nicht Karl und Willi schnell Bescheid zu sagen bevor andere
mitkriegen wie das hier läuft und uns die Bude einrennen.
Alles Liebe,
Eure Tochter Maria

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